10 Tips für Vereinsmeier


  • Profilieren Sie sich als Mitglied für die Wahl in ein Amt Ihres Vereins u.a. dadurch, daß Sie sich regelmäßig und mit treffenden Worten über die Unfähigkeit der Organe und Geschäftsstelle auslassen, verbunden mit dem Hinweis darauf, daß Sie dann ganz andere Saiten aufziehen würden, wenn Sie…
  • Geben Sie nach der Wahl in ein Amt Ihren Wählern mit tiefem Ernst kund,
    • daß diese Wahl für Sie eine sowohl unerwartete wie unverdiente Ehre ist, daß Sie
    • durch dieses Ehrenamt rein zeitlich schlicht überfordert werden, daß Sie es aber
    • der Sache zuliebe, also altruistisch und aufopfernd, annehmen, unter der ausdrücklichen Betonung, daß
    • absolut keine persönlichen Gründe oder Motive damit verbunden seinen.
  • Nehmen Sie gleichzeitig möglichst viele Ämter in mehreren Vereinen an. Das fördert Ihr Sozialprestige. Daß darunter eventuell die Qualität ihrer Mitwirkung und Mitarbeit leidet, ist höchstens das Problem Ihrer Amtskollegen und Ihrer Wähler.
  • Nehmen Sie ja nicht an allen Sitzungen teil. Man könnte nämlich auf die Idee kommen, Sie hätten sonst nichts Gescheiteres zu tun. Läßt sich eine Sitzungsteilnahme mal nicht vermeiden, kommen Sie zu spät oder gehen Sie früher, damit ihre Kollegen klar sehen, welch wichtige Persönlichkeit Sie (außerhalb des Vereins) sind.
  • Öffnen Sie das Couvert mit den Sitzungsunterlagen erst am Sitzungstisch. Ein vorheriger Blick in die Papierfülle könnte Sie höchstens verwirren und entmutigen (aber achten Sie darauf, daß Sie an der Sitzung des Vereins A auch das Couvert des Vereins A öffnen, und nicht das Couverts des Vereins B, bei dem Sie erst am nächsten Tag sitzen; Geschäftsführer und Sekretäre sind diesbezüglich etwas empfindlich).
  • Reden Sie an den Sitzungen möglichst viel, ausholend und schwungvoll, ohne etwas zu sagen. Sie ersparen damit Ihren Kollegen das Reden und legen sich nicht auf eine Meinung fest. Und reden Sie ja nicht über das in der Diskussion befindliche Thema, sondern über das, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Sie wirken dadurch spontan kreativ und unabhängig. Beharren Sie zudem darauf, daß Ihre Rede wortwörtlich ins Protokoll kommt und damit der Nachwelt überliefert wird.
  • Blocken Sie Vorschläge zu irgendwelchen Neuerungen und Veränderungen im Verein sofort ab. Nach einem kurzen Hinweis auf die Gefährdung von Traditionen und Kontinuität führen Sie – je nach Situation – folgende schlagende Argumente ins Feld:
    • „Das habe wir doch schon alles mal gehabt, versucht, getan, und wo stehen wir heute!“ (Sie dokumentieren damit Ihre Kenntnisse der Vereinsgeschichte.)
    • „Vereinspolitisch ist das schlicht und einfach nicht durchsetzbar!“ (Sie geben zu verstehen, daß Sie genau wissen, was die Mitglieder wollen und was nicht.)
    • „Meine Herren, wenn wir das durchzusetzen versuchen, sitzen wir nach der Mitgliederversammlung nicht mehr hier!“ (Womit Sie – vermutlich zurecht – auf das Sitzleder Ihrer Kollegen spekulieren.)
  • Lassen Sie sich durch das ständige (fast nörgelnde) Insistieren Ihres Geschäftsführers/Sekretärs auf mehr „Effizienz“, „Vereins-Managements“ und „Mitglieder-Marketing“ ja nicht aus Ihrem Konzept bringen. Denn:
    • Dieser Herr (den Sie ja mit Ihrem Mitgliederbeitrag bezahlen) will sich nur wieder mal auf Ihre Kosten profilieren und Ihnen Amateurismus zuschreiben.
    • Niemand kann mit ruhigem Gewissen verlangen, daß Sie sich außerhalb Ihres Arbeitslebens und in einem Ehrenamt auch noch mit Effizienz und Management herumplagen. Und schließlich:
    • Was soll überhaupt solcher Schnickschnack in einem Verein?
  • Bringen Sie die an der Sitzung als vertraulich bezeichnete Beschlüsse und Informationen möglichst rasch unters Volk. Die Mitglieder sehen dann klar, wie eng Sie mit der Basis verbunden geblieben sind und daß Sie mit der stets geforderten offenen Informationspolitik ernst machen.
  • Sollten Sie wider Erwarten nach Ihrer vierten Amtsperiode nicht wiedergewählt werden, seinen Sie ja nicht enttäuscht. Ihre Nicht-Wiederwahl bestätigt höchstens, was wir alle schon immer gewußt haben: daß für qualifizierte, arbeitsfreudige und pflichtbewußte Mitglieder in Vereinsorganen auf die Dauer kein Platz ist!

(entnommen aus der Broschüre „Management für Non-Profit-Organisationen“ der SVB)