Ein paar sehr schöne Kurzgeschichten
3fach Selbstmord
Skrupel
Verzweifelt stand sie auf der Rheinbrücke und schaute in die aufgewühlten Fluten. So sinnlos war ihr Leben geworden. So sinnlos, dass sie es wegwerfen wollte. Aber selbst das war ihr verwehrt. Denn wenn sie sich jetzt in diese braune Brühe stürzen würde, wäre sie nicht nur tot, sondern bekäme zudem auch noch Pickel…
Nobody is perfekt
Er hatte alles bis ins letzte Detail geplant. Der hohe Stuhl, der dicke Dachbalken, der stabile Strick mit dem obligatorischen Henkersknoten. Nun fehlte ihm für seinen perfekten Selbstmord nur noch ein triftiger Grund…
Ups
Wenige Minuten nach seinem Selbstmordversuch wurde ihm schlagartig klar, dass die Einnahme von 60 Abführtabletten niemanden töten-, aber Tote wecken konnten…
Der alltägliche Horror
– „…Sie war grausam entstellt und er fragte sich, ob er dieses Bild jemals in seinem Leben würde vergessen können. Natürlich, er hatte ihr den Friseur zwar empfohlen, aber…“
– „…riss er sein Handy aus dem Halfter und wählte die Nummer der Polizei. Doch jäh verharrte er in seiner Bewegung…nur noch eine Zahl und die Rettung wäre nah…doch dann verwarf er den Gedanken…es waren noch 12 Minuten bis zum Freizeittarif…“
– „…Blut…überall Blut…alle im Schwimmbad starrten sie an…die Bindenwerbung hatte so was von gelogen…“
– „…die Fesseln schnitten ihm tief in das Fleisch und er wusste genau, bezahlte er hinterher seine Domina nicht, dann hauten ihn die Zuhälter auch noch kostenlos zusammen…“
Der einäugige Jack
Jacks Zornesader schwoll gefährlich an. Schon zum zweiten Mal hatte sein Revolver in einer brenzlichen Situation versagt. Er fragte sich, ob vielleicht das Pulver nass geworden sein konnte und schaute in den Lauf seiner gerade noch nicht funktionierenden Waf…
Verpassen Sie nicht die nächste Folge unter dem Titel: Der blinde Jack
Der Tod kam nachts
Im Halbdunkel konnte er schemenhaft die Umrisse seines Gegenübers erkennen und er war fest entschlossen, ihn diesmal nicht entkommen zu lassen. Vorsichtig, darauf bedacht nicht das geringste Geräusch zu machen, zog er sein Messer. Der Moment der Abrechnung war gekommen. Mit einer blitzartigen Bewegung riss er den Vorhang zur Seite und stieß die blanke Klinge mit aller Kraft in die Steckdose neben dem Ankleidespiegel…
Tarzans Ende
Traurig saß Jane in ihrem Baumhaus und dachte darüber nach, ob Tarzan die Elefanten wohl gerufen hätte, wenn ihm die Länge des Bremsweges einer Herde bekannt gewesen wäre…
Luis
Er war 12 und kam aus einem Dorf, in dem es, außer seinen Eltern, keine anderen Gegner gab. Sie wollten gerade Ihn, der lieber im grünen Gras lag und Bilder in den Vorüberziehenden Wolken suchte, zu einem ganzen Mann erziehen. Als er am ersten Tag in seiner neuen Schule, in der neuen Stadt, in die seine Eltern zu ziehen ihn gezwungen hatten, von allen Gleichaltrigen auf dem Schulhof zusammengehauen worden war, legte er sich auf die grün asphaltierte Garagenauffahrt seines neuen Elternhauses und suchte in den Wolken Folter- und Todesarten für seine Mitschüler und seine Eltern. Sein Vater stand am Wohnzimmerfenster, beobachtete Luis und dachte: „Hoffentlich macht er nicht das Gleiche, was ich damals mit meinen Mitschülern und Eltern nach unserem Umzug gemacht habe.“
Hilda und das Gebet
Die 7 jährige Hilda lag in ihrem Bettchen und weigerte sich strikt zu beten. Hildas Mama setzte sich zu ihr, strich der Kleinen zärtlich durch die Haare und sagte: „Keine Angst, mein Schatz. Papa war ein Arschloch und Arschlöcher kommen nicht in den Himmel…“
Hilda schaute ihrer Mama tief in die Augen, faltete die kleinen Hände und betete: „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm…“