Der Elchtest
An alle Mercedesfahrer und solche, die es werden wollen
Autotests der Fachpresse konzentrierten sich früher auf zwei Fragen: Klemmt der Aschenbecher? Wieviel Kästen Bier passen in den Kofferraum? Wurde die erste Frage mit nein, die zweite mit vier beantwortet, hatte das Fahrzeug den Test bestanden.
Die Testmethoden verfeinerten sich. Mitte der achtziger Jahre entwickelte der Verband der Automobilfachpresse den als bahnbrechend eingestuften Briefmarkentest. Der Testfahrer hatte auf ebener Betonpiste einen tiefer gelegten Sportwagen mit sechzig Kilometer pro Stunde über eine Briefmarke zu bewegen.
Als bei einem solchen Test ein Manta beschädigt wurde, kam Opel in Erklärungsnot. Nachdem in der Folge mehrere Fernsehteams mit der Kamera dokumentierten, wie dem Manta beim Überfahren einer Briefmarke der Spoiler abgerissen wurde, kündigte Rüsselsheim die Nachrüstung aller Mantas mit einem automatischen Briefmarkenerkennungssystem an.
Wenig später wurde bekannt, daß das Fernsehen die Testbedingungen nicht eingehalten und gestempelte Briefmarken verwendet hatte. Aber da war es für Opel schon zu spät.
Die Fachpresse wertete diese Erfahrungen aus und entwickelte den Test weiter. Statt einer Briefmarke wird nun ein Elch verwendet. Auch wird der Elch nicht überfahren. Man muß um ihn herumfahren. Das Verfahren gilt als bahnbrechend.
Mercedes-Benz hat es versäumt, sich auf den neuen Test einzustellen. Eines seiner Autos kippte um. Zwar konnte das Unternehmen nachweisen, daß mit seinem Neuling selbst Sondermarken mit Prägedruck problemlos überfahren werden können, fand aber kein Gehör. Deshalb spendete Mercedes-Benz eine namenhafte Summe für ein Projekt zur Elchbiotopvernetzung.
Der Verband der Automobilfachpresse arbeitet ein neues, bahnbrechendes Testverfahren aus: Ein Personenwagen mit einem Elch im Kofferraum muß mit Tempo sechzig vier Kästen Bier umfahren, ohne eine im Aschenbecher eingeklemmte Briefmarke zu beschädigen.