Dickfinger oder Langfinger


Der Ersatz für Effes längst bußgeldpflichtigen Stinkefinger ersetzen wütende Autofahrer neuerdings durch den Daumen. Bei den alten Römern hatte der freilich noch eine ganz andere Bedeutung. Daumen rauf oder runter: Das entschied im Gladiatoren-Stadion noch über Leben und Tod. Bei den jungen Deutschen vor einigen Jahrzehnten bedeutete ein Wink mit dem Daumen wieder gaaanz was anderes. Wer an der Autobahn ?einfahrt Ramersdorf däumlings schräg von München weg zeigte, der wollte in die weite Welt oder wenigstens bis nach Salzburg mitgenommen werden: Als ?Hitschhaiker?, wie man damals Anhalter slangdeutsch nannte.

Jetzt aber haben Daumen eine ganz neue Funktion, und das sogar beidhändig: Junge Leute von heute benutzen sie links wie rechts, um flink SMS-Botschaften in ihre Handys zu buchstabieren. Durch häufiges ?Simsen? so haben Chiromatiker gemessen, würden die bislang eher ungelenkigen und kurzen Dickfinger nach und nach immer mobiler und sogar länger! Die abschätzige Redensart, wonach Ungeschickte nur lauter Daumen an beiden Händen hätten, gilt demnach wohl bald nicht mehr. Andererseits: die Elektronik-Industrie hat jetzt bereits einen Stift in der Mache, mit dem sich die Buchstaben einer ?Messitsch? noch viel schneller ins Handy hacken lassen. Wenn das käme, dann bliebe für künftige Generationen von Daumenlutschern der Dickfinger bald wieder nur noch ein Schnullerersatz der frühesten Jahre. Schade. Weiß man doch, dass beidhändige Tätigkeiten (etwa Klavierspielen oder Tippen) und somit auch beiddäumiges Simsen auch das Gehirn schneller denken lassen. Und sei es nur um Daumenlänge.