Toast landet immer mit der Butterseite auf dem Boden


Ein britischer Mathematiker bestätigt Murphys Gesetz

Ob das gerissene Schnürband vor einem wichtigen Wettlauf, der Kleingeldengpaß in der Telefonzelle oder die Reifenpanne in der abgelegensten Gegend, jeder hat schon einmal mit Murphys Gesetz, „Immer wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief“, Bekanntschaft gemacht. Die naturwissenschaftliche Anerkennung der Theorie ließ bislang jedoch auf sich warten. Prof. lan Stewart, Mathematiker an der Universität Warwick (Großbritannien), hat nun mit Hilfe physikalischer Gesetze diese Weisheit bewiesen – zumindest in einem Teilbereich: dem Butterbrot.

Wie Prof. Stewart im Fachmagazin, „Spektrum der Wissenschaft“ (Nr. 9/98, S. 10) berichtet, kommt er dabei zu folgendem Ergebnis: Vom Tisch rutschende Toastscheiben landen im gesamten Universum bevorzugt auf der Oberseite. Daß es sich dabei stets auch um die gebutterte Seite handelt, ist physikalisch völlig unerheblich. Bereits in den späten vierziger Jahren hatte der amerikanische Luftwaffenoffizier Ed Murphy das Gesetz aufgestellt. So lange die Theorie existiert, gibt es jedoch auch Zweifler. Erst 1991 hatte der Moderator der britischen Fernsehshow QED versucht, Murphy vor laufenden Kameras zu widerlegen, Er warf 300 Toastscheiben in die Luft und beobachtete ihre Landung. Ergebnis: Die gebutterte Seite traf etwa genauso oft auf den Teppich, wie die fettfreie.

Doch das Experiment war offenbar falsch angelegt. Wichtigster Einwand: Normalerweise wirft niemand beim Frühstücken Toastscheiben in die Luft, das gebutterte Weißbrot rutscht meist versehentlich über die Tischkante. Während aus Hüfthöhe geworfene Brotscheiben zu etwa 48 Prozent auf der Butterseite landen, verschmieren über die Tischkante gerutschte Toasts in 78 Prozent der Fälle die Auslegeware. Das ergaben Untersuchungen der Frauen-Universität von Mississippi in Columbus (USA). Das Phänomen beruht auf einfachen physikalischen Gesetzen. Befindet sich der Schwerpunkt der Toastscheibe jenseits der Tischkante, fällt das Brot rotierend zu Boden. Nur wenn sich die Schnitte schnell genug dreht, schafft sie einen vollständigen Salto. Nach physikalischen Berechnungen kommt eine Drehung um etwa 180 Grad mit Abstand am häufigsten vor. Folge: Die Oberseite erreicht zuerst den Boden, das Fett verschmiert den Teppich. Die Butter selbst beeinflußt den Flug der rotierenden Scheibe dagegen kaum. Weil das Toast das Fett hauptsächlich in der Mitte absorbiert, ändern sich Trägheitsmoment und Dynamik nur minimal. Wer Murphys Gesetz umgehen will, muß entweder an einem drei Meter hohen Tisch frühstücken oder auf Toasts mit einer Kantenlänge von 2,5 Zentimetern schwören. Stewart hält noch einen Praxistip bereit: Droht das Toast vom Tisch zu rutschen, kann ein kräftiger Stoß oft noch den Teppich retten. Die Brotscheibe fliegt dann wie ein Geschoß von der Unterlage und landet in unveränderter Orientierung auf der Auslegeware.

Doch der Fall einer Weißbrotscheibe ist kein zufälliges Zusammentreffen von Toastgröße, Tischhöhe und Erdschwerkraft, sondern gehorcht einem universellen Gesetz. Die Rotation der Scheibe hängt zwar von der Tischhöhe, aber nicht von der Schwerkraft auf einem Planeten ab. Auf dem Mars würden sich Fallen und Kippen der Schnitte nur etwas langsamer abspielen. Das Ergebnis bliebe das gleiche.

„Murphys Gesetz gilt in jedem Universum, das auf konventionelle Art gebaut ist und intelligente zweibeinige Wesen mit Köpfen enthält“, folgert auch Stewart.